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sensory neuronal network (2014)

by

Rainer Dunkel und Dr. Benjamin Staude

Rainer Dunkel: sensorisches, audiovisuelles Interaktions-System, Synthi-/ Computer-animationen, Objekt und Rauminstallation

(elektronisches Interface: Georg Morawietz)

Benjamin Staude: Implementierung und Repräsentation der audiovisuellen Neuronen-Netzwerk Interaktionen

Interaktiver Vortrag von dem Neurowissenschaftler Prof. Dr. Stefan Rotter,
Bernstein Center Freiburg
Titel des Vortrags: „Über das Gehirn und seine Erforschung.“

sensory neuronal network: Galerie MEINBLAU Projektraum Berlin > 26.Sept. bis 03.Okt. 2014

YouTube-Link: snn- Video


sensorielle Rauminstallation als Schnittstelle zwischen Kunst und Neurowissenschaft

ein selbstreguliertes Gastprojekt von
rainer dunkel und benjamin staude

besonderes Ereignis am Freitag, den 26.09.2004, 20:00 Uhr:
interaktiver Vortrag von dem Neurowissenschaftler Prof. Dr. Stefan Rotter,
Bernstein Center Freiburg
Titel des Vortrags: „Über das Gehirn und seine Erforschung.“
Vernissage der Installation nach dem Vortrag - Eintritt ist frei -

Der Künstler Rainer Dunkel und der Neurowissenschaftler Dr. Benjamin Staude beleuchten in ihrer interdisziplinären Installation sensory neuronal network ästhetische Korrelate neuronaler Dynamiken.
Sensorisch stimulierte Aktivitätsmuster einer der menschlichen Großhirnrinde nachempfundenen Simulation bilden die Basis der künstlerischen Ausein-andersetzung. Durch interaktive Visualisierung und Vertonung von Neuronenimpulsen versuchen Dunkel und Staude sich der wohl faszinierendsten wissenschaftlichen Frage unserer Zeit zu nähern: Wie entstehen in unserem Gehirn aus Billiarden von Einzelimpulsen individueller Nervenzellen einheitliche Geisteszustände wie Wahrnehmung, Emotionen oder Bewusstsein? Fern davon, auf diese Fragen klare Antworten formulieren zu wollen, setzt sensory neuronal network vielmehr auf eine sensorielle Konfrontation des Besuchers mit der neuronalen Basis seiner Existenz.
Das räumlich- kubistische Objekt von Rainer Dunkel ist sowohl rezeptorisches Modul als auch Projektionsfläche der simulierten Neuronenaktivität. Die Abstraktion generiert Bezüge zu den kleinsten neuronalen Impulsen: Von Raum-Fläche-Linie zu Punkt ist hier thematisierte Reduktion zu der multiplen Vielheit kleinster neuroorganischer Elemente und deren Bindungen.

Die Installation sensory neuronal network ist in enger Kooperation mit dem Bernstein Center in Freiburg entstanden. Zur Vernissage am 26.09.2014 wird dessen Direktor, Prof. Dr. Stefan Rotter von der Universität Freiburg in einen wissenschaftlichen Vortrag Grundfragen der modernen computergestützten Hirnforschung beschreiben.
Besonderes Merkmal des Vortrags ist, dass sich der Inhalt, analog zu den Vorgängen in neurobiologischen Netzwerk-Kollektiven, selbstregulierend modifiziert: Impulse der Besucher werden in ein interaktives Simulationsmodell eingespeist und damit den Vortragsverlauf beeinflussen.


MEINBLAU Projektraum, Christinenstraße 18-19 (Haus 5), 10119 Berlin
Öffnungszeiten der Installation: Mo. bis So. 16h - 22h


Die Installation „sensory neuronal network“ bildet eine sensorische Schnittstelle zwischen Kunst, Öffentlichkeit und Wissenschaft, die neurobiologische Vorgänge des Gehirns sinnlich erfahrbar macht:
Kunst vermittelt Inhalte über Botschaften eines Spektrums von Darstellungs- und Ausdrucks-formen für vielschichtige und differenzierte Wahrnehmungdisziplinen. Wahrnehmung ist aus Sicht der Neurowissenschaft ein neurozellulär, multipler und sehr komplexer Prozess, der über die Entwicklung und gegenwärtigen Empfindungen des Bewusstseins mitentscheidet. Über das, was Bewusstsein aus neurobiologischer Sicht heraus ist, geben neurozelluläre Modelle und deren konnektionistischen Konstruktionen wissenschaftliche Auskunft. Neuroinformatische Simulationen, die anhand von echten neurobiologischen Daten programmiert werden, sollen rekonstruierbaren Einblick in die Grundbausteine neurobiologischer Zusammenhänge der Verarbeitungsprozesse des lebenden Gehirns ermöglichen.
Solche neuronalen Interaktionen zwischen einem simulierten Neuronennetzwerk, nachgebildet dem authentischen Aufbau eines Details unseres biologischen Gehirns, und eigenen sensorischen Impulsen sind erstmalig Thema eines interaktiv-konstruierten Wahrnehmungskorrelates in der begehbaren Rauminstallation: sensory neuronal network

„Für uns als Wissenschaftler bietet „sensory
neuronal network“ die Möglichkeit, unsere
Arbeit gemeinsam mit einem Künstler aus
einer neuen Perspektive zu betrachten, sowie
neue Wege zu beschreiten, unsere Arbeit der
Öffentlichkeit zu präsentieren.“

Der wissenschaftliche Vortrag zur Eröffnung der Installation steht gleichzeitig in einem neurobiologischen Konsens zu den simulierten Interaktionen der multisensoriellen Rauminstallation:
Sensoren am räumlichen Objekt erlauben die direkte Reizung einzelner Neurone im Netzwerk. Sie emulieren einen Moment des physiologischen Experimentes, in dem der Forscher mit Hilfe von künstlichen Stimuli versucht, Aktionspotenziale einzelner Nervenzellen bzw. Zellverbänden vom aktiven Gehirn abzuleiten. Das heißt, daß einzelne spezifische Neurone das simulierte Netzwerk sensorisch modifizieren, dabei aber nicht der komplexe Verarbeitungsprozess von der neuronalen Peripherie der Sinne zu tiefer gelegenen Verarbeitungsprozessen, repräsentiert wird.
Das künstliche Netzwerk ist ein Standardmodel eines kleinen kortikalen Moduls. Es besteht aus 300 leitfähigkeitsbasierten Integrate-and-Fire Neuronen mit biologisch realistischen Parameterwerten, wovon 80% exzitatorisch und 20% inhibitorisch wirken. -

Die Rauminstallation von Rainer Dunkel entwirft eine Abstraktion im Verhältnis zur neurobiologischen Dimension:,- Die räumlich-gegenständliche Repräsentation stellt Bezüge her zu den kleinsten neuronalen Impulsen, die aus biologischer Sicht heraus gleichzeitig Urheber der Abstraktion sind: Von Raum-Fläche-Linie zu Punkt ist hier thematisierte Deduktion zu der multiplen Vielheit kleinster neuroorganischer Elemente und deren Bindungen. In diesem Konsens bildet die gegenständliche Abstraktion die konstruierte Form eines neurosensorischen Moduls. Motorisch-taktile Beziehungen im Erlebnisraum erlauben eigene kommunikative Impulse als Bestandteil einer Neuronensimulation im einem neurozellulären Wahrnehmungssystem. Die besondere Eigenschaft der simulierten neuronalen Interaktionen ist es, dass die neurozellulären Impulse auf abstrakter Ebene rezipiert werden können, die sich eigentlich der Wahrnehmung entziehen.

(Zitatauszug aus Neuro-Philosophie, Thomas Metzinger: Ganzheit, Homogenität und Zeitkodierung*...Das bedeutet, daß wir uns nun von der höchsten auf die niedrigste Ebene bewegen: Es geht nicht mehr um eine höherstufige phänomenale Eigenschaft des gesamten Bewußtseinsraums, sondern jetzt geht es um eine höherstufige phänomenale Eigenschaft der kleinsten Bestandteile dieses Raums...)

Der konstruktivistische Entwurf des Objektes ist gegenständliche Analogie zu rezeptiven Aktionskaskaden neuroorganischer Netzwerkbindungen. Adaptiv-dynamische Netzwerkprojektionen überlagern simultan die gegenständliche Konstruktion. Synergetisch reagieren selbstregulierte Großprojektionen, in denen sich neurowissenschaftliche Momente wie Details eines wissenschaftlichen Erinnerungsarchivs selbst reflektieren.


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