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sensory neuronal network 2011

Sensorische neuronale Netzwerke – Kunstausstellung im Bernstein Center Freiburg
04. Okt. 2011 09:00 Uhr bis 06. Okt. 2011 17:00 Uhr

Die Installation „Sensorische neuronale Netzwerke“ wurde auf der Bernstein Konferenz 2011 in Freiburg erstmals der Öffentlichkeit präsentiert:

Rainer Dunkel und Dr. Benjamin Staude

Rainer Dunkel: sensorisches, audiovisuelles Interaktions-System, Synthi-/ Computer-animationen, Objekt und Rauminstallation (elektronisches Interface: Georg Morawietz)

Benjamin Staude: Implementierung und Repräsentation der audiovisuellen Neuronen-Netzwerk Interaktionen


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CHRONIK: sensory neuronal network (2022 -2011)

Die Intention dieses Projekts ist es, eine im engeren Sinne zugängliche Perspektive auf neuronale Interaktionen zu eröffnen und durch Computersimulationen, die auf Erkenntnissen der neurowissenschaftlichen Forschung basieren, eine Verbindung zur neurobiologischen Innenwelt herzustellen. Unsere Installation kann eine solche Perspektive zunächst nur anregen, aber keine wissenschaftliche Methode begründen.
(Rainer Dunkel)

Die Reduktion komplexer Fragen auf ihre Grundlagen ist die Essenz wissenschaftlicher wie künstlerischer Arbeit. Ein charakteristischer Unterschied zwischen diesen Disziplinen liegt in den Kriterien, die zur Ermittlung dieser „Grundlagen“ angewendet werden. Während die Naturwissenschaften, beispielsweise durch Peer-Review-Verfahren, nach möglichst transparenten und objektiven Qualitätskriterien streben, zielt die zeitgenössische künstlerische Auseinandersetzung vor allem auf die subjektive Erfahrung der Rezipienten ab. Angesichts dieser grundlegenden Unterschiede ist es nicht verwunderlich, dass diese beiden Disziplinen trotz vergleichbarer Ziele heute kaum noch voneinander profitieren.

Mit ihrer Installation „sensory neuronal networks“ versuchen der Berliner Künstler Rainer Dunkel und das Bernstein Center Freiburg, insbesondere Benjamin Staude sowie Stefan Rotter, Arvind Kumar und Gunnar Grah, einen für beide Disziplinen fruchtbaren Diskurs anzustoßen. Im Zentrum ihrer Arbeit steht ein neuronales, leitfähigkeitsbasiertes Integrate-and-Fire-Netzwerk. Dieses Netzwerk steuert einerseits die akustisch-visuelle Präsenz der Installation: Die tonalen Übersetzungen der feuernden Neuronen innerhalb des Netzwerks erzeugen eine akustische Repräsentation der neuronalen Dynamik. Andererseits ermöglichen sensorische Elemente der Installation eine direkte Einflussnahme auf das steuernde Netzwerk. So wird die immense Komplexität neuronaler Dynamik für den Rezipienten unmittelbar erfahrbar und lässt einige immerwährende Fragen der Neurowissenschaft unmittelbar erfahrbar werden: Wie kann ein System so zuverlässig funktionieren, wenn es auf scheinbar identische Reize so unterschiedlich reagiert? Welche Ähnlichkeiten gibt es in seinen Reaktionen auf identische im Gegensatz zu unterschiedlichen Reizen?

Die ästhetische Betrachtung eines Forschungsthemas ermöglicht es Wissenschaftlern zudem, neue Fragen zu stellen, beispielsweise: Welche Aspekte neuronaler Dynamiken gehen durch eine objektivierende, statistische Beschreibung verloren? Wie spiegeln sich akustisch wahrnehmbare Melodien statistisch in der Aktivität eines Netzwerks wider? Sind solche ästhetischen Komponenten biologisch relevant – und wenn ja, lassen sich ihre Effekte messen?

Die Gegenüberstellung von wissenschaftlich-abstraktem Denken und körperlich-sinnlicher Erfahrung in einer künstlerischen Form bietet die Möglichkeit, die Wissenschaftler selbst auf neuartige Weise mit Aspekten ihrer eigenen Arbeit zu konfrontieren. Der Raum der Installation wird so zu einem „neutralen Boden“, auf dem Wissenschaftler und Publikum gleichberechtigt der Funktion ihres Gehirns begegnen. Begünstigt durch die ungewöhnliche Form und eine für beide Gruppen neue Erfahrung ermöglicht die Installation einen Dialog.